Nur sehr wenige Menschen begleiten uns das ganze Leben hindurch, vom ersten bis zum letzten Atemzug. Es ist vielmehr Teil des Lebens, dass wir manchmal nur kurz beieinander sind. Im letzten Sommer teilte ich über Facebook ein Erlebnis mit meiner Tochter, an das ich in diesen Tagen immer wieder denken muss. Sie wird in wenigen Tagen 3 Jahre alt, viele Erlebnisse gehen in diesem Alter verloren, aber von diesem spricht sie immer wieder:  

„… Im letzten Abschnitt des Waldes fanden wir einen kleinen Marienkäfer auf einem Blatt. Sie wollte ihn unbedingt mit nach Hause nehmen und ihrem Zwillingsbruder zeigen. So trug sie ihn auf seinem Blatt bis auf den Hof. Dort beobachteten wir ihn ganz lange wie er auf den Grashalmen hoch- und runterkletterte, manchmal die Flügel ausbreitete, aber dann doch weiter krabbelte. Als wir ihn wieder auf das Blatt setzten, um zu Felix zu gehen, breitet er die Flügel groß aus und flog davon. Dem Staunen folgten Tränen, weil sie ihn nun nicht mehr zeigen konnte. Für sie ein großer Abschied von einem kleinen gepunkteten Weggefährten.“

Gleich in den ersten Tagen des neuen Jahres kam ein vierter kleiner Marienkäfer überraschend in unsere Familie geflogen, der uns nun vor wenigen Tagen wieder verlassen hat. Und natürlich fragte ich mich auch „Warum?“ und ich versuchte dabei den Blick dafür zu behalten, welche Bedeutung unser gemeinsamer Weg für uns hatte. Und da sehe ich, was diese kleine Seele in mir bewegt hat… 

Kurz bevor ich wusste, dass ich schwanger bin, hätte ich mir eine erneute Schwangerschaft in naher Zukunft überhaupt nicht vorstellen können, also wirklich überhaupt gar nicht. Und als da plötzlich diese kleine Seele war, sah ich mich direkt kugelnd, gebärend, stillend, kuschelnd, tröstend und umgeben von noch mehr Kinderlachen. Andrea von Motherbirth schreibt über die Entscheidung, ein weiteres Kind zu bekommen oder nicht: „Gefühle folgen keiner Logik und sind nur schwer vom Verstand greifbar. Bei uns ist es eine Bauchentscheidung – keine Kopfsache. Der Kopf sagt klar: „Die Zeit wird knapper. Du musst deine Zeit mehr aufteilen. Ein weiteres Kind verlangt nach deiner Aufmerksamkeit. Was bleibt dann noch für dich – für euch?“ Mein Herz antwortet dann immer:

“Ich habe noch so viel Liebe zu geben! Genau das fühlte ich. 

Ich erinnerte mich auch an ein Interview, das Kiria für den Sex, Spirit & Birth Kongress mit Sita Kleinert führte und mich vor einem Jahr tief berührte. Darin sagte sie:

„Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass Seelen nur ganz kurz kommen, um da was aufzubrechen. Das Herz zu öffnen. Ich habe schon oft miterlebt, welche tiefe Liebe die Frauen dann auch empfinden, die sie so vielleicht noch gar nicht empfunden haben. Als wäre es die Aufgabe dieses kleinen Wesens gewesen, das ans Licht zu bringen.“

Als ich Kirias Worte nun nochmal hörte, fühlte ich in mir, dass genau das für mich stimmt und in diesem Moment wich die Traurigkeit langsam der Dankbarkeit. Der Dankbarkeit für diese besondere Begegnung mit unserem kleinen Marienkäfer.

Von Herzen für alle Marienkäfer-Mamis da draußen!

Eure Patricia

DAS PRINT-MAGAZIN