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Was ist eigentlich Perinatalyoga?

Perinatalyoga von Birthlight ist das Yoga, welches in der Schwangerschaft, während sowie nach der Geburt (in der frühen Zeit der Rückbildung) geübt werden kann. Diese sanfte, dennoch kraftvolle Praxis ist über den gesamten Zeitraum hinweg nachhaltig positiv für Gesundheit sowie Wohlbefinden von Mutter und Kind. Der heutige Teil unserer Serie ist ein ganz besonderer, denn er betrifft das Yoga der Geburt – das Birthing Yoga. Wenn auch jede Geburt anders, individuell und unvorhersehbar ist, so haben Frauen den Ablauf doch zu einem beträchtlichen Maß in der Hand. Sie sind es, gemeinsam mit ihrem Kind, die sich auf diese Reise machen. In diesem Bewusstsein gilt es, sie zu bestärken.

Birthing Yoga – das Yoga der Geburt

Nun ist es so weit – die Geburt beginnt! Große Freude und große Angst liegen dicht beieinander. Frauen, die sich mit Yoga auf die Geburt vorbereitet haben, können nun auf Übungen zurückgreifen, die sie und ihr Baby Atemzug für Atemzug unterstützen. Gefühle von Ungewissheit und Kontrollverlust gehören oft zur Geburt dazu. Diese Gefühle können beängstigend sein. Es ist eine Herausforderung die Bilder im Kopf, die beschreiben wie die Geburt abzulaufen hat, loszulassen und die Geburt in ihrer wahren Natur zuzulassen. Doch wenn dieses Zulassen geschieht, kann die Aktivität der linken, rational denkende Gehirnhälfte zugunsten der rechten, intuitiven in den Hintergrund treten – und letztere weiß genau, was zu tun ist! Tritt Vertrauen in die eigene Intuition anstelle der Angst, wird das „Liebes-Hormon“ Oxytocin zusammen mit verschiedenen, im Körper eigens produzierten Opiaten ausgeschüttet. Mutter und Baby können ihre Rollen im Prozess der Geburt ungehindert einnehmen. Das Gefühl, diesen Weg gemeinsam gemeistert zu haben wirkt sich auch im Wochenbett positiv auf das Befinden aus und unterstützt Heilung sowie das Bonding mit dem Baby.

Das klingt zunächst alles etwas kompliziert. Wichtig zu wissen ist, dass der Körper die Geburt optimal über die Ausschüttung verschiedener Hormone steuert und durch diese ebenfalls in der Lage ist, sie auszuhalten (natürliche Schmerzmittel). Je weniger von außen eingegriffen wird, umso besser funktionieren diese Prozesse. Einfache Techniken des Birthing Yoga helfen dabei, nicht von Ängsten überwältigt zu werden und lassen den Körper in seiner eigenen Weisheit gebären. 

 

Im Mittelpunkt der Yogapraxis stehen:

Visualisieren – der Weg des Babys durch das Becken

 Schwerkraft nutzen

 Atem nutzen

 Entspannen zwischen den Wehen

 Loslassen der Geburtsmuskeln und des Beckenbodens – Dehnung ohne Angst

 

Im frühen Stadium der Geburt gilt es, Energie zu sammeln und zu entspannen. Übungen, bei denen das Becken kreist und schwingt, helfen dem Baby, den Weg nach unten zu finden. Mit fortschreitenden Wehen kann eine Geburtsposition eingenommen werden. Dabei kann eine „Geburtsstation“ mit allen nötigen Hilfsmitteln eingerichtet werden, bei der die Schwerkraft genutzt wird und der Beckenboden Zeit hat, sich zu dehnen.

 

Yoga

WÄHREND DER GEBURT

Charlie-Chaplin-Gang

Mit verschiedenen „Funny Walks“ kann das Baby Schritt für Schritt „nach unten geschaukelt“ werden. Im 2.Teil dieser Serie haben wir bereits den Camel Walk kennengelernt. Dieser kann im Verlauf der Geburt, soweit es sich gut anfühlt, geübt werden. Ein weiterer Gang ist der Charlie-Chaplin-Gang. Dieser entspannt die Muskulatur und kann Schmerzen in der Leistengegend lindern. Insbesondere nach langem Stehen oder Hocken, kann eine Lockerung sehr gut tun! Halte das Becken waagerecht und mache kleine Schritte, die Zehen etwas nach außen zeigend. Beuge die Beine mit der Ausatmung, strecke sie mit der Einatmung. Finde Deinen Rhythmus!

Katze ohne Kuh

Wahrscheinlich kennst du diese Übung bereits aus der Schwangerschaft. Bringe deine Aufmerksamkeit zum Becken. Werde mit der Ausatmung Wirbel für Wirbel rund, mit der Einatmung wieder gerade. Lass die Bewegungen fließen und folge deinem Gefühl – bewege das Becken in alle Richtungen, die sich gut anfühlen

Die Hocke

Eine wunderbare Gebärposition: Das Becken kann sich in der Hocke gut öffnen und das Baby findet sich leichter in seiner idealen Geburtsposition ein. Lehne dich hierfür mit dem Oberkörper leicht nach vorne. Beginne mit einer halben Hocke. Ein Knie ist dabei am Boden und bei Bedarf hast du einen Yogablock/Kissen als Stütze unter dem freien Sitzknochen. Atme fließend, schaffe Länge in der Wirbelsäule und wiederhole auf der anderen Seite.

Fühlt sich die halbe Hocke gut an, kannst du auch die ganze Hocke versuchen. Nutze Kissen und Blöcke nach Bedarf. Bei folgenden Kontraindikationen sollte die volle, tiefe Hocke gemieden werden: Der Atem kann nicht frei fließen, der Bauch hat nicht genug Platz, Schmerzen (z. B. in Rücken, Knien oder Hüfte), das Baby ist in Beckenlage, schwacher Beckenboden oder eine vorangegangene Fehlgeburt.

Asymmetrische Position

Kommt es während der Geburt zu einem Punkt, an dem es irgendwie nicht weiter geht, kann es hilfreich sein, eine asymmetrische Position auszuprobieren. Probiere Lunges oder Positionen, bei der eine Hüfte – z. B. mit einem Block oder einem Stuhl – etwas angehoben wird, und visualisiere Öffnung!

5 Entspannung & Massage

Im fortgeschrittenen Stadium der Geburt sind Geburtsstationen eine praktische Sache. Es eignen sich Kissen, Bälle, Wände – alles, woran man sich festhalten kann. Die Station/Position sollte nach ca. 20-30 Minuten gewechselt werden. Sanfte Rückenmassagen können Schmerzen im Rücken lindern: Eine Hand auf Höhe des Brustkorbs, eine auf dem Kreuzbein hilft, die Konzentration auf den Atem zu lenken. Mit dem Vertiefen des Atems weitet sich das Becken für das Baby.

Atmung

Eine tiefe Atmung während der Geburt hilft, zwischen den Wehen Energie zu tanken, lindert Schmerzen und wirkt Angst und Erschöpfung entgegen. Am wirksamsten ist es, wenn tiefes Atmen bereits in der Schwangerschaft regelmäßig praktiziert wurde und diese ohne viel Nachdenken passiert. Yoginis, die mit der Ujjayi-Atmung vertraut sind, können diese – insbesondere während starker Wehen anwenden. Es macht jedoch wenig Sinn, während der Geburt einer “Anleitung” zu folgen, der Atem muss natürlich und ohne viel Denken fließen!

Mudras

Mudras können einfach, überall und jederzeit angewandt werden. Sie können eine wunderbare Hilfe in der Schwangerschaft und während der Geburt sein.

Ganesh Mudra – für Kraft und Ausdauer

Verhake die Hände vor der Brust – die linke Handfläche nach außen, die Rechte zu Dir gewandt. Mit der Ausatmung ziehe sanft in beide Richtungen, mit der Einatmung lass wieder etwas locker. Der Brustkorb öffnet sich, die Atmung wird vertieft – das Ganesh Mudra fördert Selbstvertrauen und Mut. Wiederhole dreimal!

Hakini Mudra – für Konzentration und Leichtigkeit

Bringe die Fingerspitzen der rechten und linken Hand aneinander. Dieses Mudra bringt die rechte und die linke Gehirnhälfte ins Gleichgewicht, verbessert die Konzentration und aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers.

Pushpa Mudra – für eine liebevolle Verbindung zwischen Mutter und Baby

Die Handwurzeln liegen vor der Brust aufeinander. Daumen und kleine Finger berühren sich, die Hände öffnen sich wie eine Lotusblume. Bringe die Aufmerksamkeit nach innen. Das Mudra fördert die Ausschüttung von Oxytocin.

Text und Illustrationen: Barbara Ekelund

Zu Teil 1 – 3 der Serie: Teil 1 * Teil 2 * Teil 3


 

Birthlight-Ausbildungen in Deutschland

Perinatalyoga-Lehrerausbildung Teil 2: 17.& 18.3.2018 (Bodywise St. Pauli, Hamburg)

Baby Yoga-Lehrerausbildung: 9.-13.5.2018 (Bodywise St. Pauli, Hamburg)

Postnatalyoga-Lehrerausbildung: 21. & 22.9.2018 (Devah St. Pauli, Hamburg)

Intensiv-Training Yoga & Rektusdiastase: 23.9.2018 (Devah St. Pauli)

Perinatalyoga-Lehrerausbildung Teil 1: 27.-30.9.2018, Teil 2: 6. & 7.4.2019 (Bodywise St. Pauli, Hamburg)

Baby Yoga-Lehrerausbildung: 27. – 31.10.2018 (Devah St. Pauli, Hamburg)

Toddler Yoga-Lehrerausbildung (Kleinkinderyoga) 3.& 4.11.2018 (Devah St. Pauli, Hamburg)

www.birthlight.de * barbara@birthlight.de * Facebook: Birthlight Germany * Instagram: birthlightyoga 

Barbara Ekelund ist Mutter von einem Sohn, ausgebildete Redakteurin und Diplom-Ökotrophologin. Sie praktiziert seit ihrer eigenen Kindheit Yoga. Vor 9 Jahren absolvierte sie ihre erste Yogalehrer-Ausbildung gefolgt von den Birthlight-Ausbildungen im Baby Yoga, Toddler Yoga und Perinatalyoga. Seit 2013 bringt sie die Birthlight-Yogalehrerausbildungen rund um Schwangerschaft, Geburt und die ersten Lebensjahre regelmäßig nach Deutschland.

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