Titelbild: Adobe Stock © tpophoto

Das Mutterwerden ist so facettenreich. Ich glaube, man kann behaupten, es gibt kein Ereignis im Leben, das so transformierend ist, weil es zusätzlich zu einem ganz neuen Leben, in das wir eintauchen, all das zum Vorschein bringt, was in unserem Innern lange verborgen ist. Die Emotionen, die durchlebt werden, reichen von der tiefsten Traurigkeit bis zum größten Glück – im ständigen Wechsel ein Auf und Ab. Wenn ich an das erste Jahr mit meinem Sohn denke, dann liegt darüber eine Art dunkler Schleier. Und wenn ich heute an diese Zeit denke, fühlt es sich auch jetzt noch in mir an wie ein tiefes Fallen – ohne Halt. 

Als mein Sohn ein wenig größer wurde, wurde das Wort „Grenzen“ immer präsenter in unserem Leben. Mein großer Sohn ist kein leises Kind. Er redet unglaublich viel und gern und ist immer in Bewegung. Nicht selten kam er dabei in Konflikt mit den Bedürfnissen anderer Menschen. Natürlich schleicht es sich dann ein, dass man sich selbst die Frage stellt, ob das eigene Kind Grenzen lernen muss. In mir fühlte sich jedoch dabei etwas nicht stimmig an. Und als ich diese Frage weiter in mir bewegte, zeigte sich irgendwann eine Erkenntnis: Kinder brauchen keine Grenzen, unbedingt aber Halt. 

Diese Erkenntnis veränderte so viel in mir. Spürst du den Unterschied? Es ist eine völlig andere Energie darin verborgen, ob ich jemandem eine Grenze aufzeige oder ihm Halt schenke. Und erst noch eine Weile später wurde mir klar, dass mein Kind mir damit auch mein Bedürfnis spiegelte. Denn genau das ist es, was mir in meinen ersten Jahren als Mama so sehr fehlte – Halt. 

Und so kam es, dass ich mich auf die Suche machte, diesen Halt zu finden. Und so fand ich den ersten Anker, an dem ich mich halten konnte. Viele weitere kamen hinzu. Glücklicherweise ist es in den letzten Jahren normaler geworden, sich verletzlich zu zeigen, sich mit dem zu zeigen, was in uns vorgeht. Und es ist so schön, dass wir heute so viel voneinander lernen können, uns gegenseitig Anker sind, auch wenn trotzdem jede Mama ihren ganz eigenen Weg durch dieses Abenteuer finden muss.  

Hier teile ich mit dir, was mir hilft, wenn mein Halt verloren geht.

Die Situation und meine Gefühle wahr- und annehmen

Ich fühle alles, was sich in mir zeigt. Unterdrücke nichts. Diese Energie, die in mir in Bewegung ist, muss sich lösen können. Genau dieses Fühlen mag sich zunächst anfühlen wie dieses tiefe Fallen in ein Loch ohne Boden. Aber der Moment, in dem ich dieses Gefühl wahr- und annehme, ist ein wahrer Wundermonent. Ich sage mir zum Beispiel „Ja, ich fühle mich allein. Ich habe Angst und bin unsicher. So ist es jetzt im Moment. Und es ist okay, dass ich so fühle. Alle meine Gefühle dürfen da sein.“ Ich spreche mir in dieser Art immer wieder gut zu. Die wichtigste Botschaft dabei ist: Ich bin total gut so wie ich bin mit all meinen Gefühlen. Probiere es mal aus. Du wirst dann merken, die Energien lösen sich.

Meine Bedürfnisse erkennen

Wenn das Fallen beginnt, gibt es mittlerweile in mir die Stimme, die schnell immer lauter wird und fragt: Was ist hier los? Ich lasse nicht mehr Tage, Wochen oder gar Monate vergehen, ohne dass ich dieser Frage nachgehe. Denn mit einem klaren, ehrlichen Blick wissen wir recht schnell, was im Argen liegt. Ich lausche in mich hinein, welches Bedürfnis gerade nicht erfüllt wird und suche Wege dies zu tun. Diese Wege gibt es immer, wir müssen sie nur bewusst wählen und gehen. Manchmal müssen wir dazu bekannte Pfade verlassen und nicht selten fällt es wirklich schwer Routinen zu ändern und die Komfortzone zu erweitern. Vor allem in einer Zeit, die gerade eh schon viel von uns fordert und Kraft braucht. Bedürfnisse erfüllen sich oft auch schon durch die ganz kleinen Dinge. Ein Treffen mit einer Freundin. Ein Blumenstrauß, den ich mir selbst schenke. Ein Telefonat. Ein warme Badewanne. Es sind immer die kleinen, fast unscheinbaren, alltäglichen Dinge, die uns so gut tun!    

Mein Baby/ Kind verstehen

Wir haben als Eltern quasi immer Angst, etwas falsch zu machen. Das beginnt schon in der Schwangerschaft mit der Frage, ob sich was immer ich tue auf mein Baby auswirkt. Das setzt sich fort in den ersten Lebenswochen, in denen wir Angst haben, nicht in der Lage zu sein, für das Überleben unseres Kindes zu sorgen (bekommt es genug Nahrung, ist es zu warm oder zu kalt angezogen usw.). Und wenn wir endlich durchatmen, weil das Kind nun wohl genährt auf zwei Beinen steht, haben wir Sorge es zu verkorksen. Setzen wir zu viel oder zu wenig Grenzen, bieten wir ihm genug Entwicklungspotenzial, … In meinen Jahren als Mama haben mich vor allem diese Bücher tief durchatmen lassen und mir Halt geschenkt: Das gewünschtes Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Teil 1 und Teil 2 von Danielle Graf und Katja Seide. Und für die Babyjahre die wunderbaren Bücher von Nora Imlau und Susanne Mierau.

Unsere Kinder sind genau richtig wie sie sind!  

Wir sind genau richtig wie wir sind!

Wir sind genau richtig füreinander!

Alles Liebe für dich und einen Weg,

Patricia

   

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