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Kaum sind wir schwanger, beschäftigt uns ein Thema: die Geburt. Wir kaufen uns Bücher, besuchen Kurse und malen uns aus, wie es wohl sein wird, wenn wir unser eigenes Kind gebären.

Die wenigsten von uns gehen zu diesem Zeitpunkt davon aus, ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt zu bringen. Nur ein geringer Anteil von Frauen wünscht sich dies von vornherein. Dennoch sind wir mit der Tatsache konfrontiert, dass in Deutschland jede dritte Geburt (33 %) in einem Kaiserschnitt endet.

Zweifelsohne ist der Kaiserschnitt eine medizinische Errungenschaft, die Leben retten kann. Fakt ist: Die Weltgesundheitsorganisation sieht keinerlei Rechtfertigung für eine Kaiserschnittrate von über 10 %. Wie kommt es zu dieser Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit?

In der gesellschaftlichen Diskussion um Kaiserschnittraten darf nicht vergessen werden, was hinter den Zahlen steht: Frauen, die mit einem Kaiserschnitt körperlich wie seelisch Enormes auf sich nehmen, um ihrem Kind das Leben zu schenken.

Kein Kaiserschnitt gleicht dem anderen. Es gibt ihn, den schönen und selbstbestimmten Kaiserschnitt. Doch fast alle Frauen, die einen Kaiserschnitt erlebt haben, eint eines: Das zentrale Gefühl, versagt zu haben.

Bei der Ursachenforschung stößt man immer wieder auf eines: wirtschaftliche Belange im Kreißsaal. Zu wenig Personal für eine individuelle Begleitung. Zu wenig Geld für eine natürliche Geburt. Zu große Angst seitens der Ärzte* vor Schadensersatzzahlungen.

Unabhängig davon, welche Gründe bei dir zu einem Kaiserschnitt geführt haben, möchte ich dir eines mit auf deinen Weg geben. 

Keine Frau hat Schuld an dem, was ihr während der Geburt widerfährt. Geburt lässt sich nicht bewerten. Eine Kaiserschnittgeburt ist nicht mehr oder weniger Wert als eine natürliche Geburt. Du hast alles gegeben für dein Kind. Du bist gut genug.

Die Entscheidung für einen Eingriff mit so weitreichenden Folgen für den Körper und die Seele mindestens zweier Menschen darf nicht auf der Grundlage betriebswirtschaftlicher Überlegungen getroffen werden. Dieser Misstand ist menschenunwürdig.

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Autorin: Isabel Huttarsch

Isabel ist Psychologin (M. Sc.), Mutter zweier Kinder und Gründerin von Mamapsychologie. Mit ihren Kursen und Coachings bereitet sie Frauen mental auf die Geburt vor, hilft ihnen, traumatische Geburten zu verarbeiten, und begleitet sie auf dem Weg in ein bindungs- und bedürfnisorientiertes Familienleben. Mehr über Isabel und ihr Online-Angebot erfährst du auf:

www.mamapsychologie.de

Instagram: @mamapsychologie

 

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Gerade gibt es eine Initiative, die auf die Missstände in der Geburtshilfe aufmerksam macht.

Schreib auch du eine Nachricht an unseren Gesundheitsminister.

www.lieberjens.de

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