Wir sehnen uns alle danach, wirklich gesehen zu werden und leiden darunter, wenn wir das Gefühl haben, nicht erkannt zu werden. Oft liegt diese Wunde tief in uns vergraben, weil sie schon sehr alt ist, weil sie schmerzt, immer wenn diese Wunde berührt wird. Vielleicht haben wir sie schon mit auf diese Erde gebracht, sehr wahrscheinlich aber tragen wir sie seit unseren Kindertagen mit uns. Sehr oft zeigt sie sich später dann in unseren Beziehungen.

Wir sind fast alle in einer Welt groß geworden, in der es nicht um Individualität ging. Vielmehr kamen wir mit unseren einzigartigen Zügen auf die Erde und mussten erkennen, dass nur selten jemand diese Gaben sah, gar zu schätzen wusste oder noch besser, uns dabei half sie zu entfalten. Wir haben gelernt, uns anzupassen. Nur so konnten wir dazugehören. Unsere Essenz – womit wir hier auf die Erde gekommen sind – haben wir tief vergraben. Diese Wunde schmerzt, und zwar jeden Tag. Sie raubt uns die Lebensfreude, die zu leben uns glücklich und erfüllt fühlen lässt.

Man sieht oft etwas hundertmal, tausendmal, ehe man es zum ersten Male wirklich sieht.

Christian Morgenstern

Wenn wir unser Leben mit unseren Kindern als Möglichkeit sehen, zu lernen und offen sind für die Botschaften, die diese Beziehung uns schenkt, heilen wir auf vielen Ebenen. Wir heilen unsere Vergangenheit, wir heilen die Gegenwart und wir heilen unsere Zukunft – und die unserer Kinder. Denn was geschieht, wenn wir uns von unserer eigenen Essenz abgespalten haben? Wir können auch die Essenz anderer Menschen nicht mehr erkennen. Und so wiederholen wir das Muster, unsere Kinder in die gleiche Form bringen zu wollen, wie wir gelernt haben, es sei richtig.

Das führt zu allerlei Problemen, die wir heute im Alltag mit unseren Kindern beobachten können. Glücklicherweise gibt es heute eine Vielzahl an Büchern, die uns das Wesen der Kinder im Allgemeinen und Wissen um ihre Entwicklung nahe bringen. Ich möchte hier gern ganz besonders die Bücher von Danielle Graf und Katja Seide empfehlen, die mich das Verhalten meiner Kinder mit ganz anderen Augen sehen liess – wie man so schön sagt, mit den Augen der Liebe. Viele Eltern machen heute die Erfahrung, dass sich so viele Schwierigkeiten in Luft auflösen, wenn wir das Bedürfnis eines Kindes (z. B. der Autonomie) erkennen und verstehen, dass sich sein Verhalten nicht gegen uns richtet, sondern ein Verhalten eines Kindes ein Ja zu sich selbst ist.

Wir leben heute in einer anderen Zeit, in der wir langsam wieder Zugang finden zu einem Verständnis davon, dass die Welt bunt ist, dass wir Menschen bunt sind und erkennen, welche Bereicherung darin für uns alle verborgen liegt. Wir brauchen die Gaben jedes einzelnen, um die Aufgaben, die wir hier auf der Erde vor uns haben, zu lösen.

Es gibt für uns als Eltern also eigentlich nichts zu tun als unsere Kinder wirklich zu erkennen und IHREN Weg hier auf der Erde zu begleiten, zu schützen, zu fördern. Wir müssen sie nicht formen, denn sie sind bereits auf dem Weg sich selbst zu entfalten – nach ihrem Plan. Und wir alle brauchen diese Gewissheit darum, wer wir sind. Nur so können wir unser Leben ausrichten und wirklich in dieser Mitte sein, von der alle sprechen. Viele von uns tragen derzeit Schicht um Schicht ab, um ihr wahres Wesen wieder nach außen leuchten zu lassen. Helfen wir unseren Kindern dabei, die Verbindung zu sich erst gar nicht zu verlieren, sondern sie von Anfang an erhalten zu können.

Wer ist dein Kind? Welche Wesenszüge sind ihm eigen? Welche Träume hat es? Was braucht es?

In diesem Sinne, erkenne DICH (denn das ist das Anfang), erkenne DEIN KIND und genießt dieses wunderbare Leben, das ihr hier teilt. Ihr seid nicht hier, um zu streiten. Jede/r von euch ist hier, um sein ganz eigenes Leben zu leben. Auf dieser Reise seid ihr Weggefährten. Genießt sie!

Mit Liebe, Patricia

DAS PRINT-MAGAZIN

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