Bild: © shangarey – Adobe Stock

Hey Mama! Du bist wichtig! Hat dir das schon einmal jemand so gesagt? Bekommst du Anerkennung dafür, dass du gerade ein Kind unter deinem Herzen beherbergst, dass dein Körper 24 Stunden des Tages ununterbrochen für das Wohlergehen dieser kleinen Seele sorgt? Begegnen dir andere Menschen mit Wertschätzung, weil du dafür sorgst, dass deine Söhne und Töchter täglich etwas zu essen, warme Kleidung, Liebe, Wärme und Geborgenheit von dir bekommen? Dass du alles stehen und liegen lässt, wenn dein Kind dich braucht, weil es sich das Knie aufgeschlagen hat, mit Kita-Virus fiebert oder nachts um eins ins Bett kotzt? 

Als ich schwanger war und Mama wurde, habe ich sehr wenig Wertschätzung, Respekt und Anerkennung bekommen. Im Gegenteil, meine Uni legte mir sogar meterhohe Felsbrocken in den Weg und wollte mich erst nach sechs Monaten heftigen Widerstands und Androhung juristischer Konsequenzen und medialer Aufmerksamkeit mein Studium beenden lassen. Dabei ging es gerade mal um acht Wochen Aufschub für die Abgabefrist meiner Diplomarbeit. Komischerweise war das bei zahlreichen Kommilitonen, die Sehnenscheidentzündungen vortäuschten, überhaupt kein Problem. Die Energie, die ich aufbringen musste, um für mein Recht zu kämpfen, fehlte mir in der Schwangerschaft und auch im Wochenbett. Und es hat Jahre gedauert – und eine Erschöpfungsdepression – bis ich damit wirklich Frieden schließen konnte und mich erholt habe. Und dennoch: Die Narbe bleibt. Sie verblasst zwar, aber diese Zeit kann ich mit meinem Sohn nie mehr erleben und das schmerzt. Es schmerzt, wie ungerecht, demütigend und respektlos mir das Prüfungsamt und viele Profs und auch einige aus meinem Bekanntenkreis begegnet sind, als ich Mutter wurde. Damals hätte ich Bestärkung und Unterstützung gebraucht! 

Es ist etwas Gutes daraus gewachsen, denn dieser Start ins Muttersein hat mit dazu geführt, dass ich heute Mütter stark mache. Weil du als Mama nur dann gut für deine Kinder sorgen kannst, wenn du auch gut für dich sorgst. Nicht Marke Egotrip: „Nach mir die Sintflut“. Sondern im Sinne von: „Ich achte meine Bedürfnisse, damit ich als Mama körperlich, geistig und emotional in der Lage bin, die Bedürfnisse meiner Kinder feinfühlig zu erspüren und zu erfüllen!“ Wenn du nachts nicht geschlafen hast, bist du am nächsten Tag fahriger, reizbarer, unkonzentrierter, launischer. Das Gleiche gilt beim Essen. Immer wieder erzählen mir Mütter in meinen Einzelberatungen und im Online-Gruppenkurs „Mama im Einklang“, dass zwar die Brotdosen der Kinder penibel und sorgfältig bestückt sind, sie sich selbst an schlechten Tagen aber von der abgeschnittenen Brotrinde und einem heimlich schnell reingeschobenen Schokoriegel ernähren. 

Lass mich den Spieß also einmal umdrehen: Vermutlich bist du eine Mama, die sehr genau auf die Bedürfnisse des Sprösslings achtet. Es ist dir wichtig, dass dein Kind seine Bedürfnisse laut äußern kann und für deren Erfüllung eintritt. Das ist zwar nicht immer einfach und angenehm, aber dafür stärkt es den kindlichen Willen. Grundsätzlich eine wichtige Sache. Und gerade im letzten Jahrzehnt ist viel Wissen um eine starke Eltern-Kind-Bindung, um bedürfnisorientierte Erziehung, Attachment Parenting und die „Unerzogen“-Haltung ins digitale Kollektiv und damit in die Familien gelangt. Darüber wurde nur leider allzu oft vergessen: Kinder lernen am Modell und Kinder sind sehr feinfühlig. Lebst du deinem Kind nun vor, dass deine Bedürfnisse völlig unbedeutend sind und es aber gleichzeitig seine eigenen durchsetzen soll, spürt es eine Diskrepanz in deiner Botschaft und wird darauf auf die eine oder andere Art reagieren. Es ist daher nicht nur dein Recht, gut für dich zu sorgen, sondern krass formuliert: sogar deine Pflicht. 

Spiele das Szenario doch einmal bis zum Ende durch: Was passiert, wenn du dich nicht gut um dich kümmerst, in letzter Konsequenz? Mindestens kannst du nur einen Bruchteil von dem abliefern, wozu du eigentlich in der Lage wärst. Du verlierst dich im Haushaltschaos, verbummelst Termine und Autoschlüssel und bist maximal halbherzig beim Spiel mit deinen Kindern dabei. Immer mit den Gedanken beim nächsten Task, den es zu erledigen gilt. Immer wieder gerätst du in vermeidbare Konflikte mit deinen Kindern und fühlst dich hinterher schuldig ob deiner Reaktion – weil deine Nerven immer dünner werden. Deine Sprösslinge steigen wohlmeinend darauf ein und strapazieren deine Nerven nicht etwa böswillig, sondern im Gegenteil: Sie wollen dir durch ihre Reaktionen helfen, wieder in deine Mitte zu kommen. Sie sind und bleiben eben die besten Lehrmeister. Vorausgesetzt, du schaust in den Spiegel, den sie dir bereitwillig vorhalten! Hier liegt ein unglaubliches Potenzial für dein persönliches Wachstum, ein wunderbares Geschenk, dass dir deine Kinder bei ihrer Reise auf die Erde mitbringen. 

Als – mit Abstand – erste Mama im Freundeskreis fehlten mir Vorbilder und auch ein starker Zusammenhalt unter Frauen. Den besten Rat, den ich bekam, hätte ich gerne früher gehabt und gebe ihn dir deswegen hiermit gerne weiter: Vertraue dir, vertraue deinem Kind. Und: Genießt die Zeit miteinander. Denn die Zeit, die ihr miteinander habt, ist unschätzbar wertvoll, knapp bemessen und mit dem nächsten Wimpernschlag schon vorbei. Spüre auf, was du wirklich brauchst für dein Glück, und sorge dafür, dass du es bekommst. Suche dir Unterstützung und nimm die Hilfe auch an. Schaffe dir ein starkes Netzwerk; das geht wunderbar in der Onlinewelt – aber noch viel besser im echten Leben. Und denke immer daran: Der Weg ist das Ziel. Gehe Schritt für Schritt, lass dich tragen, wo du nicht mehr kannst, und finde treue Gefährten, die diesen Weg mit dir gemeinsam gehen. Damit du mit deinen Kindern diese besondere Zeit aus vollem Herzen genießen kannst. 

Vielleicht geht es dir wie mir und du wünschst dir mehr Liebe und Frieden auf unserem Planeten. Dann habe ich eine wunderbare Nachricht für dich: Du kannst hier und jetzt aktiv etwas dafür tun, indem du deine Aufmerksamkeit, Liebe und Fürsorge dir und deiner Familie widmest. Und sollte dir das aus irgendeinem Grund schwerfallen, hole dir Unterstützung – lieber zu früh als zu spät.

Von Herzen,

Isabel

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Dieser Artikel war in der Frühlingsausgabe 2017 des Print-Magazins erschienen.

Diese und alle weiteren Ausgaben findest du hier.

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Autorin: Isabel Falconer

Isabel macht Mütter stark. Die Sportwissenschaftlerin unterstützt als Beraterin und Publizistin Frauen bei ihrem Empowerment in der Familie, in der Beziehung, im Alltag und im Beruf. In Kürze erscheint im Kösel Verlag ihr Buch “In dir steckt eine Löwenmama. Entdecke deine innere Stärke”

www.magna-mater.de

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