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Allgemeine Buchinfos

Titel: Was schenken wir unseren Kindern? Eine Entscheidungshilfe.

Umfang: 75 Seiten

Lesezeit: 2-3 Stunden (ist gut an einem Abend zu schaffen)

Autoren: geschrieben von Gerald Hüther, einem der bekanntesten Hirnforscher Deutschlands und André Stern, Sohn des Forschers und Pädagogen Arno Stern (u.a. bekannt durch die Idee des Malorts). 

Verlag: Erschienen ist das Buch Ende 2019 im Penguin Verlag.

Worum gehts?

Dieses Buch ist (wie auch andere Bücher von Gerald Hüther) ein Mutmacher für alle, die sich auf das besinnen wollen, was im Leben (mit Kindern) wirklich zählt.

Das Buch beginnt mit einem Blick auf die traurige Realität unserer konsumgeprägten Gesellschaft und schärft das Bewusstsein für das Erbe, welches wir unseren Kindern hinterlassen werden: Eine Welt in Not. Um in dieser bestehen zu können, müssen unsere Kinder zu resilienten und emphatischen Persönlichkeiten heranwachsen. Wie wir Eltern dazu beitragen können und welchen Verführungen unsere Kinder ausgesetzt sind beschreiben die Autoren auf fundierte aber absolut verständliche Art und Weise. Sie thematisieren auch die kommerziellen Ziele und Verführungsstrategien der Spielzeug- und Süßwarenhersteller und durchleuchten – zumindest im Ansatz – deren Marketingstrategien.

Gerald Hüther und André Stern widmen sich sich außerdem der Frage, warum wir überhaupt schenken und kommen zum Schluss, dass Geschenke in den seltensten Fällen selbstlos oder bedingungslos sind.

Ein Kernsatz des Buches, der mir in Erinnerung geblieben ist lautet wie folgt: 

„Ein Kind, das einfach nur geliebt wird, weil es da ist, braucht eigentlich keine Geschenke.“

Es wird unterstellt, dass viele Erwachsene nur deshalb Geschenke an ihre Kinder verteilen, weil sie dadurch entweder mehr von ihnen geliebt werden wollen oder weil sie sich ihre Ergebenheit dadurch erkaufen wollen. Das mag für einige Eltern und Großeltern zutreffend sein, gewiss aber nicht für alle.” 

Auch, wenn ich persönlich nicht denke, dass das Schenken ausschließlich von solch fragwürdigen Motiven geleitet wird, haben die Autoren absolut recht, wenn sie sagen, dass Geschenke in der Erziehung und generell in unserer ganzen Gesellschaft auf unangebrachte Weise als Lock-, Lob- und Dressurmittel eingesetzt werden. Das wiederum ist aber nur so lange erfolgreich, wie unerfüllte Bedürfnisse uns verführbar machen. „Verführbar wird ein Mensch immer dann, wenn er ein ungestilltes Bedürfnis in sich trägt. So ein Zustand ist nur schwer auszuhalten. Das wissen alle Verführer. Deshalb bieten sie solchen Personen auch immer etwas an, was den zu Verführenden auf den ersten Blick eignet scheint, um dieses Bedürfnis zumindest einigermaßen, und sei es auch nur ersatzweise, zu befriedigen.”

Und die Verführten können in diesem Fall Kinder oder ihre Bezugspersonen gleichermaßen sein. Wieso manche Menschen verführbar sind und andere nicht – darauf geht das Buch zum Glück ausführlich ein und eröffnet damit ein Tor zur Freiheit. Das Kapitel „Es ist leicht herauszufinden, welche Geschenke Kinder glücklich und damit unverführbar machen“ ist übrigens mein absolutes Lieblingskapitel und erinnerte mich an meinen letzten Blogartikel zum Thema Weihnachtszeit und Erinnerungen.

Kritik

Was dieses Buch für mein Gefühl außer Acht lässt oder zumindest unterschätzt, ist der Einfluss von Peer Groups und/oder anderen Verwandten & Bekannten auf unsere Kinder. So stimme ich der Aussage, dass Kinder eigentlich keine materiellen Geschenke brauchen, um zu gedeihen zwar zu – aber der mögliche Effekt, der Enttäuschung oder sogar Entwertung, wenn Wünsche nicht erfüllt werden oder Kinder sich in ihrem Umfeld als Außenseiter fühlen, wird hier wenig thematisiert. Die Autoren räumen durchaus offen ein, dass es nahezu unmöglich und auch nicht ratsam ist, Kindern ihre (durch das Umfeld und Medien beeinflussten) Wünsche zu verwehren aber eine Lösung wird nur bedingt angeboten. An dieser Stelle hätte ich mir ein paar lebensnahe Ansätze über die philosophische Haltung hinaus gewünscht – zum Beispiel ein paar praktische Ideen für beziehungs- und entwicklungsfördernde, nachhaltige Geschenke. Schließlich erschien das Buch kurz vor der Vorweihnachtszeit.

Trotzdem möchte ich hier ganz klar sagen, dass die beiden Autoren durchaus ein paar recht konkrete (nicht materielle und nicht kommerzielle) Geschenkideen zwischen den Zeilen versteckt haben. Ich habe mir während des Lesens 8 Dinge rausgeschrieben, auf die ich in Zukunft noch mehr achten möchte und die ich meinen Kindern von Herzen für ihr Leben schenken oder mitgeben möchte.

Fazit 

Schenken hat bei uns kulturell einen hohen Stellenwert und ich glaube durchaus, dass es über die im Buch unterstellten berechnenden Motive hinaus auch viele wundervolle Ebenen haben kann. Dennoch thematisiert das Buch unglaublich wichtige und meines Erachtens wahre Aspekte des Schenkens – und mein gestriger Ausflug ins vorweihnachtliche Getummel hat mir einmal mehr gezeigt, wie wenig wir verstanden haben, was Kinder wirklich brauchen. So wie auch die beiden Autoren bin ich ein absoluter Befürworter von „Zeit statt Zeug“ und es gibt unglaublich viele gute Gründe, warum wir unser gesellschaftliches Kosum- und Erziehungsverhalten möglichst bald überdenken sollten. „Was schenken wir unseren Kindern“ leistet einen tollen Beitrag dazu. Das Buch wird euch gefallen, wenn ihr euch für Nachhaltigkeit, bedürfnisorientierte Erziehung und freie, intuitive Kinderbegleitung interessiert.

 

Preis des Buches: 10 € (online oder im örtlichen Buchhandel) 

 

Leseempfehlung: Ja. 

 

 

 

Geschrieben für dich von: Romy

Geschrieben für dich von: Romy

Als Mama, Naturliebhaberin, Autorin und Familienbegleiterin versuche ich jeden Tag das Geheimnis der Mutterschaft und die Essenz des Lebens ein klitzekleines bisschen besser zu verstehen. Mama zu sein fühlte sich für mich nie wie eine Rolle, sondern stets wie eine Reise an, die mich mal über unwegsames Kopfsteinpflaster und mal über entlegene aber wunderschöne Trampelfade führt. Ich habe kein Ziel, aber das Gefühl, die Richtung stimmt. Die Vorstellung, dass wir einander Weggefährtinnen auf unserer Reise sind und die Verantwortung für uns, unsere Kinder und unsere Erde gemeinsam mit mehr Leichtigkeit und Lebensfreude tragen können, erfüllt mich mit Liebe und Zuversicht.
Ich wünsche mir, dass ‚The Mothering Journey‘ sich für dich wie eine Umarmung anfühlt, die sagt: Du bist nicht allein.

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