Titelbild: Adobe Stock © ohenze

Wahrscheinlich kennst du schon eine dieser Geschichten, die uns manchmal zu Ohren kommen … Diese Heldenreisen. Diese Geschichten, die das Leben schreibt. Diese Geschichten, die Gänsehaut verursachen. Diese Geschichten, die den schlimmsten Schmerz nachfühlbar machen. Aber es sind auch diese Geschichten, die voller Wunder sind. Diese Geschichten, die voller Hoffnung sind. Diese Geschichten, die voller Liebe sind. Heute habe ich eine davon für euch.

Sabrina erzählt: 

Schwanger zu sein, war die Erfüllung eines tief in mir verwurzelten Traumes. Ich war überglücklich, geradezu beseelt. Bis zu dem Zeitpunkt der Nackenfaltenmessung. Da fand ich mich plötzlich mit einem Kleenex in der Hand neben einer Ärztin wieder, die mir etwas über Schwerbehindertenheime, staatliche Hilfen und Schwangerschaftsabbrüche erzählte. Die Nackenfalte meiner Tochter war stark vergrößert. Ich bekam einen Termin für einen erweiterten Ultraschall. Die Tage bis dahin waren die Hölle. Ohne meinen Mann wäre ich vermutlich wahnsinnig geworden. 

Der Ultraschall war nicht aussagekräftig genug. Uns wurden weitere Untersuchungen vorgeschlagen. In den folgenden Tagen setzten wir uns mit möglichen Fehlbildungen auseinander. Was bedeuteten Trisomie 21, Trisomie 18 und andere infrage kommende Fehlbildungen für das Leben unseres Kindes? Für unser Leben? Für unsere Partnerschaft? Konnten, wollten wir uns einer solchen Herausforderung stellen? Und was bedeuteten die vorgeschlagenen Untersuchungen für unser Mädchen? Wir entschieden uns gegen einen Abbruch der Schwangerschaft und gegen Folgeuntersuchungen. Wir konnten das Risiko, dass unsere Tochter Schaden nehmen könnte, schlichtweg nicht eingehen. Sie war zu kostbar. Die Ärzte und nahezu unser ganzes Umfeld reagierten mit Unverständnis. „Ein behindertes Kind? Sowas muss doch heute wohl nicht mehr sein! Ihr könnt es doch wieder versuchen!“

Als unser Mädchen dann zur Welt kam … Sie schrie nicht. Die Ärzte sprachen nicht mit uns. Ich war voller Angst. Es stellte sich dann heraus, dass sie eine Gaumenspalte hatte. Das Atmen fiel ihr schwer, trinken konnte sie nicht. Wir konnten sie nicht mit nach Hause nehmen. Und so saß ich Zuhause, eine Karte in der Hand. Eingeklebt ein Foto, dazu ihr Fußabdruck. Darüber die Textzeile: „Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst.“ Ich konnte an nichts anderes denken als daran, wie das Lied weitergeht: „Wie schön dass wir beisammen sind …“ Und beisammen waren wir nicht. 

Knapp zwei Wochen später holten wir unser Goldkind nach Hause – mit Überwachungsmonitor und Magensonde. Der Verschluss des Gaumens konnte erst später erfolgen, ein kleiner Herzfehler und eine Pierre-Robin-Sequenz wurden diagnostiziert. Der Monitor piepste bis zu 60 Mal pro Nacht. Es war eine harte Zeit mit vielen Arztbesuchen.

Und jetzt? Jetzt geht mein gesundes Mädchen (der Herzfehler verhält sich ruhig) voller Begeisterung in den Kindergarten. Letztens hatte eines der Kinder Geburtstag und natürlich wurde auch gesungen. Beim Zubettbringen wurde mir alles haarklein erzählt und auch das Lied bekam ich zu hören. Aus dem Mund meines wundervollen Mädchens klang es: „Wie schön, dass du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermisst. Wie schön, dass wir beisammen sind, wir gratulieren dir Geburtstagskind.“ Und so schloss sich der Kreis. 

Jeden Tag denke ich seitdem mehrmals voller Dankbarkeit daran und bin unendlich glücklich, dass wir beisammen sind.

 

Zeigt es sich nicht hier ganz deutlich, dass das Vertrauen in unsere Kinder

das größte Geschenk ist, das wir ihnen machen können? 

Du bist willkommen so wie du bist. Du bist vollkommen so wie du bist.

 

DAS PRINT-MAGAZIN